Home   Sonne & Mond   Nautische Dämmerung

Nautische Dämmerung

Die nautische Dämmerung ist die zweite der drei Dämmerungsphasen. Sie wird deswegen auch mittlere Dämmerung genannt.

Illustration

Bergsee während der nautischen Dämmerung.

©bigstockphoto.com/denbelitsky

Als Dämmerung bezeichnet man den Übergang zwischen Tag und Nacht. Die Sonne befindet sich dabei zwar unterhalb des Horizonts, ihre Strahlen werden jedoch von der Erdatmosphäre reflektiert und erhellen so den Abend- oder Morgenhimmel. Astronomen unterteilen die Dämmerung in drei Phasen:

Definition: Nautische Dämmerung

Ausschlaggebend für die Definition jeder Dämmerungsphase ist der Tiefenwinkel der Sonne, also der Sonnenstand unterhalb des Horizonts. Bei der nautischen Dämmerung befindet sich der geometrische Mittelpunkt der Sonnenscheibe zwischen sechs und zwölf Grad unter dem Horizont.

Woher kommt der Name der nautischen Dämmerung?

Bei klarer Sicht und gutem Wetter kann man während der nautischen Dämmerung sowohl den Horizont als auch die helleren Sterne und Planeten sehen. Mithilfe eines Sextanten – einem optischen Messinstrument – können Seefahrer in diesem Zeitraum die Höhe der Sterne über dem Horizont messen und so ihre Position bestimmen. Diese nautische Navigationsmethode bescherte der Dämmerungsphase ihren Namen.

Der hellere Teil der nautischen Dämmerung, wenn sich die Sonne zwischen 8 und 4 Grad unterhalb des Horizonts befindet, wird auch als blaue Stunde bezeichnet. Je nach atmosphärischen Bedingungen kann während dieser Phase auch eine blasse Abend- bzw. Morgenröte entstehen.

Nautische Morgendämmerung und nautische Abenddämmerung

Diagramm mit Horizont und verschiedenen Tiefenwinkeln der Sonne.
Diagramm mit Horizont und verschiedenen Tiefenwinkeln der Sonne.

Tiefenwinkel der Sonne während der drei Dämmerungsphasen.

©timeanddate.de

Im alltäglichen Sprachgebrauch erscheinen Morgendämmerung und Abenddämmerung oft gleichbedeutend mit den Dämmerungsphasen morgens und abends. In der Astronmie bezeichnen diese Begriffe jedoch nicht Zeiträume sondern Zeitpunkte.

Die nautische Morgendämmerung ist der Moment, an dem die nautische Dämmerung am Morgen beginnt und die astronomische Dämmerungsphase ablöst. Entsprechend wird das Ende der nautischen Dämmerung am Abend als nautische Abenddämmerung bezeichnet. Zeitgleich beginnt die astronomische Dämmerung, die schließlich in die Nacht übergeht.

Zu beiden Zeitpunkten befindet sich der Mittelpunkt der Sonnenscheibe exakt 12° unterhalb des Horizonts.

Dauer der nautischen Dämmerung

Die Dauer jeder Dämmerungsphase hängt ab vom Breitengrad und von der Jahreszeit. Wo die Sonne mittags im Zenit – also direkt über dem Beobachter – steht, überquert sie den Horizont mit einem Winkel von 90°. Daraus resultieren sehr schnelle Übergänge zwischen Tag und Nacht und folglich relativ kurze Dämmerungsphasen.

Dies ist zum Beispiel während der Tagundnachtgleichen am Äquator der Fall. In Quito, der Hauptstadt von Ecuador, beginnt zu den Tagundnachtgleichen die nautische Dämmerung morgens nur 45 Minuten vor Sonnenaufgang.

Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto flacher ist der Winkel des Sonnenlaufs im Verhältnis zum Horizont – und desto länger dauern die Dämmerungsphasen. Dies gilt gleichermaßen für die Nordhalbkugel und die Südhalbkugel der Erde:

Mitternachtssonne und Mitternachtsdämmerung

An den Polen und in den Polarregionen geht die Sonne im Sommerhalbjahr auch nachts nicht unter. Dort scheint dann die Mitternachtssonne. Ihr geografischer Einzugsbereich verändert sich von Tag zu Tag. Um die Tagundnachtgleichen ist das Phänomen nur an Nord- bzw. Südpol zu sehen, am Tag der Sommersonnenwende erhellt die Mitternachtssonne die Nacht im gesamten Polarkreis.

In von den Polen weiter entfernten Regionen, die an den Einzugsbereich der Mitternachtssonne grenzen, geht die Sonne nachts zwar unter, sie sinkt jedoch nicht unter 18° unterhalb des Horizonts. Dieser Tiefenwinkel grenzt laut astronomischer Definition die dunkelste Dämmerungsphase, die astronomische Dämmerung, von der Nacht ab. Dies bedeutet, dass von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang Dämmerung herrscht, die sogenannte Mitternachtsdämmerung.

Zur Sommersonnenwende, am längsten Tag des Jahres, ist dieses Phänonmen bis weit in die gemäßigten Breiten zu erleben. Auf der Nordhalbkugel kommt es zum Beispiel auch in weiten Teilen Deutschlands zur Mitternachtsdämmerung. Hier handelt es sich jedoch um astronomische Dämmerung, die mit bloßem Auge normalerweise nicht von der Nacht zu unterscheiden ist.

Nautische Mitternachtsdämmerung in Deutschland

Am Tag der Sommersonnenwende erstreckt sich die nautische Mitternachtsdämmerung von etwa 54°33′ bis 60°33′ nördlicher und südlicher Breite. Flensburg liegt in der Nähe der südlichen Grenze dieses Streifens, der auch Dänemark und Südnorwegen abdeckt.

Nautische Dämmerung in der Polarnacht

Im Winter geht in den Polarregionen die Sonne nicht auf, es herrscht Polarnacht. Um die Tagundnachtgleichen bleibt die Sonne nur an Nordpol und Südpol unterhalb des Horizonts, zur Wintersonnenwende im gesamten Polarkreis.

Auch innerhalb des Einzugsbereichs der Polarnacht ist es nicht unbedingt ganztägig dunkel. Sogar am kürzesten Tag des Jahres kommt es in weiten Teilen der Polarregionen zu Dämmerungsperioden, bei denen die Sonne mittags über die Marke von 18° unterhalb des Horizonts steigt. Der Himmel wird dann tagsüber zeitweise von indirektem Sonnenlicht erhellt. In den Regionen der Polarnachtzone, die am weitesten vom jeweiligen Pol entfernt sind, herrscht dann bürgerliche Dämmerung, mit zunehmendem Breitengrad entsteht nautische und astronomische Dämmerung.

Polarlichter, Sternschnuppen und Sterne

Die nautische Dämmerung kann die Beobachtung von Polarlichtern erschweren. Die Lichterscheinungen sind jedoch normalerweise trotzdem sichtbar – besonders in Perioden mit erhöhter Sonnenaktivität.

Auch hellere Meteore (Sternschnuppen) und die Planeten unseres Sonnensystems kann man trotz nautischer Dämmerung meist gut sehen. In den Tagen vor und nach Neumond ist bei klarem Himmel jetzt der Erdschein zu beobachten.

Themen: Sonne, Astronomie