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Erdschein: Was ist der Da Vinci Glow?

Bei Sichelmond ist manchmal die dunkle Mondhälfte als fahle Kugel am Himmel sichtbar. Wie entsteht dieses Phänomen und wann ist es am besten zu sehen?

Crescent Moon with dark blue sky in the background. The unlit part of the Moon has a dim glow. Bright star shines to the left of the Moon.

Erdschein bei zunehmendem Sichelmond.

©bigstockphoto.com/nantela

Erdschein / Da Vinci Glow: Definition

Der Mond ist ein dunkler Gegenstand. Die Sonne leuchtet jedoch – außer bei einer Mondfinsternis – immer eine Mondhälfte aus. Die Mondoberfläche reflektiert das grelle Sonnenlicht, und so scheint der Mond am Himmel zu leuchten.

Je nach Mondphase werden unterschiedliche Areale der sichtbaren Mondhälfte beleuchtet, sodass der Erdtrabant mal als Sichel oder Ei erscheint, und mal als eine runde, leuchtende Scheibe.

In den Tagen vor und nach Neumond ist jedoch auch manchmal die dunkle Hälfte des Mondes als aschfahle Kugel am Himmel zu sehen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Erdschein oder Erdlicht, mitunter auch Widerschein oder Da Vinci Glow. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Blue Moon oder dem Blutmond.

Wie entsteht Erdschein?

Erdschein entsteht, wenn das Licht der Sonne von der Tagseite der Erde auf die unbeschienene Mondoberfläche und wieder zurück zu uns reflektiert wird.

Da das Licht zweimal reflektiert wird, ist es viel matter als der Mondschein der beleuchteten Mondseite, der uns auf direkterem Wege über die Mondoberfläche erreicht.

Wann ist der Erdschein zu sehen?

Der perfekte Zeitpunkt, um den Erdschein zu beobachten, ist ein klarer Abend wenige Tage nach Neumond, wenn sich bereits eine dünne Mondsichel gebildet hat. Der Mond geht in dieser Phase in den frühen Abendstunden unter. Alternativ können Frühaufsteher den Erdschein in den Tagen vor Neumond während der frühen Morgenstunden beobachten, sofern das Wetter es zulässt.

Auch bei Neumond, wenn wir auf die Nachtseite des Mondes schauen, entsteht Erdschein. Da der Mond während dieser Phase jedoch tagsüber den Himmel überquert und aus unserer Perspektive in der Nähe der grellen Sonne steht, ist er für uns unsichtbar.

Ein Sichelmond steht jedoch für eine gewisse Zeit kurz vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang am Himmel. In dieser Zeit kommen mehrere Faktoren zusammen, die das Erdlicht für uns besonders gut sichtbar machen:

  • Die Sonne blendet uns nicht.
  • Die Sonne beleuchtet nur einen kleinen Teil der für uns sichtbaren Mondoberfläche, sodass wir auch durch das mitunter recht grelle Mondlicht nicht geblendet werden.
  • Der Mond steht ungefähr auf der Tagseite der Erde und erhält dadurch viel indirektes Sonnenlicht.

Am besten im April und Mai

Besonders intensiv ist der Erdschein im Frühjahr der Nordhalbkugel. Besonders im April und Mai ist das aschgraue Licht um bis zu 10% stärker als in anderen Jahreszeiten.

Zu diesem Schluss kamen Klimaforscher, die den Erdschein beobachteten, um die Menge des von der Erde reflektierten Sonnenlichts – quasi über Bande – zu messen und so die Mechanismen der Erderwärmung besser zu verstehen.

Den Grund für die Zunahme des Erdlichts fanden die Wissenschaftler ausgerechnet in der Tatsache, dass es zu dieser Jahreszeit weltweit mehr Wolken gibt. Aus dem Weltall betrachtet, reflektieren die weißen Wolkenflächen einen größeren Anteil des Sonnenlichts und erhöhen so das Rückstrahlvermögen (Albedo) und damit die Helligkeit unseres Planeten. So fällt auch mehr indirektes Sonnenlicht auf die dunkle Mondseite – und wir sehen bei Sichelmond einen besonders prächtigen Erdschein.

Da Vinci Glow: Leonardo da Vinci erklärte das Erdlicht

Der italienische Universalgelehrte Leonardo da Vinci erkannte erstmals den Grund für das Erdlicht. Im 1510 veröffentlichten Codex Leicester beschrieb er das Phänomen aufgrund des Widerscheins der Erde. Deswegen wird es zuweilen auch Da Vinci Glow genannt.

Zuvor waren viele zeitgenössische Astronomen davon ausgegangen, der Mond selbst strahle das aschfahle Licht aus.

Themen: Erde, Lichterscheinungen, Mond, Astronomie