Tischa beAv

An Tisch beAv (auch Tischa B'Av) am 9. Tag des Monats Av gedenken Menschen jüdischen Glaubens der “Fünf Unglücke”, darunter die Zerstörung des ersten Tempels (423 v. Chr.) und des zweiten Tempels (69 v. Chr.). Der Jahrestag ist ein Tag der Trauer und des Fastens.

Auch das Lesen der Tora ist an Tischa beAv verboten - außer traurige Texte wie die Klagelieder Jeremias.

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Traditionen, Events und Bräuche

An Tischa beAv wird gebetet und gefastet. Der Tag markiert das Ende der “Drei Wochen”, die am 17. Tag des Monats Tammus beginnen. Orthodoxe Juden schneiden sich in dieser Zeit nicht die Haare, essen kein Fleisch, trinken keinen Wein, besuchen keine Konzerte und veranstalten keine Hochzeiten.

Für den Feiertag selbst gelten folgende Verbote:

  • Es darf nicht gegessen oder getrunken werden.
  • Man darf sich nicht waschen.
  • Parfümierte Cremes und Öle sind tabu.
  • Es dürfen keine Lederschuhe getragen werden.
  • Sexuelle Aktivitäten sind verboten.

Manche der Verbote gelten bis zum Mittag des Folgetages.

Es ist Sitte, an Tischa beAv auf dem Boden oder auf niedrigen Stühlen zu sitzen und ohne Kopfkissen zu schlafen. Manche Juden verbringen den Tag damit, mittelalterliche Trauergesänge (Kinoth) vorzutragen.

Hintergrund

Die “Fünf Unglücke”, derer an Tischa beAv gedacht wird, schließen die Zerstörung des ersten Tempels und das daraus resultierende Babylonische Exil der Judäer ebenso ein, wie die Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer, dem die bis heute währende Diaspora des jüdischen Volkes folgte. Die anderen drei Unglücke sind:

  • Zehn der zwölf Späher, die von Moses aus der Wüste nach Kanaan ausgesandt worden waren, brachten schlechte Nachrichten über das Gebiet, was zur Verzweiflung des umherziehenden jüdischen Volkes und weiteren 40 Jahren in der Wüste führte.
  • Im Jahr 135 n. Chr. nahmen die Römer während des Bar-Kochba-Aufstandes die letzte jüdische Festung Betar ein und massakrierten den Anführer des Aufstandes, Simon bar Kochba, und tausende Juden.
  • Zerstörung von Jerusalem im Jahr 136 n. Chr.

Neben diesen antiken Begebenheiten spielen auch tragische Ereignisse in der neueren Geschichte eine Rolle ab Tischa beAv - darunter nicht zuletzt der Holocaust, dem allerdings an Jom haScho'a zudem ein eigener Gedenktag eingeräumt wird.