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Geschichte der Zeitumstellung in Deutschland

Heute ist alles ganz einfach: im März eine Stunde vor, im Oktober eine Stunde zurück. Aber das war nicht immer so. In Deutschland gab es deshalb sogar schon einmal mehrere Zeitzonen.

Uhr im Kloster Raitenhaslach in Bayern.

Uhr im Kloster Raitenhaslach in Oberbayern.

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Nächste Zeitumstellung in Deutschland

Aktuell gilt die Sommerzeit. Die Sommerzeitperiode begann am 31. März 2024 und dauert bis zum 27. Oktober 2024.

100 Jahre Sommerzeit

Obwohl die Stadt Port Arthur (heute Thunder Bay) in der kanadischen Provinz Ontario bereits 1908 mit einer jährlichen Zeitumstellung experimentierte, waren Deutschland und Österreich-Ungarn die ersten Länder weltweit, die jährliche Zeitumstellungen flächendeckend einführten. Vor gut 100 Jahren, im Jahr 1916, drehte man hier erstmals an den Uhren.

Krieg bringt Sommerzeit

Dass die jährlichen Zeitumstellungen 1916 eingeführt wurden, ist kein Zufall: Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) machte Energie zum überlebenswichtigen Gut und verwandelte Sparsamkeit vom noblen Gedanken zu einer kriegsentscheidenden Notwendigkeit.

So wurde zum Ende des Krieges die Sommerzeit auch prompt wieder abgeschafft – um von den Nationalsozialisten im Kriegsjahr 1940 wieder eingeführt zu werden.

Zeitzonen-Chaos in Deutschland

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland keine einheitlichen Regeln zur Zeitumstellung, da diese von den vier Besatzungsmächten unabhängig voneinander bestimmt wurden. Dies führte zeitweise zu chaotischen Zuständen.

Beispiel 1945: In diesem Jahr dauerte die Sommerzeit in der sowjetischen Besatzungszone inklusive Berlin etwa zwei Monate länger als in den übrigen Gebieten. Zudem verordneten die Sowjets vom 24. Mai bis zum 24. September 1945 eine doppelte Sommerzeit (“Hochsommerzeit”), die mit der Ortszeit in Moskau übereinstimmte und sich damit um zwei Stunden von der Normalzeit in Deutschland abhob.

Renaissance durch die Ölkrise

Von 1949 bis 1980 gab es in Deutschland keine Sommerzeit. Bereits 1977 hatten viele europäische Länder die Zeitumstellung jedoch wieder eingeführt – eine energiepolitische Reaktion auf die Ölkrise von 1973. Nachdem die DDR-Führung 1979 überraschend mitgeteilt hatte, im kommenden Jahr ebenfalls die Sommerzeit einführen zu wollen, zog die Bundesrepublik nach: Am 6. April 1980 begann in beiden deutschen Staaten simultan die erste Sommerzeitperiode seit dem Zweiten Weltkrieg.

Sommerzeit heute

Seit 1996 gilt für Deutschland und alle anderen Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraumes (inklusive Schweiz, exklusive Island) eine einheitliche Regelung zur Zeitumstellung. Die Uhren werden jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2.00 Uhr eine Stunde vorgestellt und am letzten Sonntag im Oktober um 3.00 Uhr eine Stunde zurückgedreht (Ortszeit Deutschland).

Wussten Sie schon...

Beim Thema Zeitumstellung ist hierzulande oft von der Winterzeit die Rede. Die offizielle Bezeichnung lautet jedoch Normalzeit – die Sommerzeit ist sozusagen eine Abweichung von der eigentlich geltenden Zeit in einer Zeitzone.

Themen: Deutschland, Europa, Geschichte, Sommerzeit, Zeitumstellung