Allerseelen

An Allerseelen gedenken Christen weltweit der Verstorbenen und beten für die “armen Seelen”, die laut christlichem Glauben im Fegefeuer Höllenqualen erleiden. In den Westkirchen fällt der Gedenktag jährlich auf den 2. November. Die Ostkirchen begehen ihn vor der Fastenzeit, am Tag vor Pfingstsonntag.

Zu Allerseelen werden viele Gräber mit frischen Blumen versorgt.

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Traditionen, Events und Bräuche

Viele Christen besuchen zu Allerseelen eine Kirche und die Gräber von verstorbenen Familienmitgliedern oder Freunden. Grundsätzlich ähneln die Traditionen und Bräuche denen an Allerheiligen, das in den Westkirchen am Vortag stattfindet.

In Mexiko wird Allerseelen als Día de los Muertos (Tag der Toten) gefeiert. Bereits vor Sonnenaufgang strömen viele Menschen auf die Friedhöfe und versehen die Gräber mit Blumen, Kerzen und Opfergaben.

Bekannt ist der mexikanische Feiertag wegen der zunächst makaber wirkenden Symbolik: Kinder essen Süßigkeiten, die Särgen nachempfunden sind, Altäre werden mit Totenschädeln geschmückt, und manche Menschen tragen Skelett-Kostüme oder andere angsteinflößende Trachten. Es herrscht jedoch eine heitere Stimmung, denn es wird geglaubt, dass die Verstorbenen an diesem Tag ins Diesseits wandeln, um ihre Familien und Freunde zu besuchen.

In Italien beginnt Il Giorno dei Morti (Der Tag der Toten) traditionell mit einer Totenmesse. Die Kirchenglocken läuten, während Gräber mit Blumen und Kerzen geschmückt werden. In manchen Regionen gibt es jedoch auch fröhlichere Rituale. In Sizilien zum Beispiel stellen Kinder, nachdem sie für die Seelen der Toten gebetet haben, ihre Schuhe vor die Tür. Diese werden dann mit Geschenken gefüllt.

In Rom halten manche Männer an Allerseelen mit einem alten Ritual um die Hand ihrer Partnerinnen an. Nachdem sie der Frau den Verlobungsring in einem weißen Kästchen geschickt haben, wird dieser traditionell in einen ovalen, mit “Totenkuchen” (fave dei morti) gefüllten Behälter gepackt.

Hintergrund

Wohl alle Kulturen dieser Erde feierten bereits lange vor der Entstehung des Christentums Feste zu Ehren der Toten. Als christliches Fest ist Allerseelen erstmals in der Abtei von Cluny in Frankreich im Jahre 993 n. Chr. nachgewiesen. Damals führte Abt Odilo von Cluny den Tag nach Allerheiligen als Gedenktag für die Toten ein.

Besonders den Seelen jener Toten, die im Fegefeuer unter Höllenqualen auf ihren Einzug in den Himmel warten müssen, ist der Tag gewidmet. Laut christlichem Glauben kann die Wartezeit dort durch Gebete der Lebenden verkürzt werden.

Obwohl auch manche Protestanten den 2. November als Gedenktag für die Toten begehen, gilt Allerseelen in erster Linie als Feiertag der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Kirchen.