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Traditionelle Monats- und Vollmondnamen

Traditionell wurde in manchen Kulturen jedem Vollmond ein Name zugeordnet – eine einfache Version moderner Mondkalender. Alte deutsche Monatsnamen zeugen davon, dass dies auch in Mitteleuropa der Fall war.

Mondaufgang hinter drei Pferden auf einer Weide

Oft sind Mondnamen von der Natur inspiriert.

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Mondzyklus vs. Sonnenjahr

Während der heute gebräuchliche gregorianische Kalender das Sonnenjahr als Ausgangspunkt für die Zeitrechnung verwendet, basiert ein Mondkalender auf der Länge von Mondzyklen – also der Zeitspanne von einem Neumond oder Vollmond zum nächsten. So beginnen zum Beispiel im islamischen Kalender die Monate immer bei Neulicht, direkt nach Neumond.

Auch der altrömische Kalender, der Großvater unseres heutigen Kalenders, war ein Mondkalender. Unsere Monate sind ein Überbleibsel dieser Tradition – obwohl sie heute nicht mehr mit der Länge der Mondzyklen übereinstimmen.

Manche Kulturen richteten schon vor Jahrhunderten ihre Zeitrechnung an den Mondphasen aus, indem sie jedem Vollmond des Jahres einen Namen gaben. Dabei fungierte der Vollmondname jeweils als Monatsname. Einen solchen einfachen Mondkalender verwendeten zum Beispiel die frühen Kulturen Europas und das Volk der Algonkin (oder Algonquin), amerikanische Ureinwohner, die im Osten Nordamerikas beheimatet sind.

Die Mondnamen orientieren sich in der Regel an jahreszeitlichen Besonderheiten in der Natur (z.B. Schneemond oder Sturmmond) und wichtigen saisonalen Terminen der Landwirtschaft (z.B. Erntemond oder Brachmond) oder der Jagd (z.B. Bibermond oder Bockmond).

Julianischer Kalender brachte lateinische Monatsnamen

Während die alten Mond- und Monatsnamen in manchen Erdregionen heute noch gepflegt werden, kommen sie etwa im deutschen Sprachraum im Alltag inzwischen kaum noch zum Einsatz. Die Verdrängung alter Monatsnamen in Europa und anderen westlichen Kulturen nahm mit der Einführung und allmählichen Verbreitung des julianischen Kalenders ab 45 v. Chr. ihren Anfang. In diesem Kalender hatten die Monate lateinische Namen – mit denen unsere heutigen Monatsnamen direkt verwandt sind.

Blue Moon: Vollmond ohne Namen

In den meisten Jahren gibt es zwölf Vollmonde und jeder hat seine eigenen Namen. Da die durchschnittliche Länge von zwölf Mondmonaten jedoch nicht mit der Länge eines Kalenderjahres übereinstimmt, steht der Vollmond in manchen Jahren 13-mal am Himmel. Um die traditionelle Reihenfolge der Mondnamen im Verhältnis mit den Kalendermonaten und Jahreszeiten nicht durcheinanderzubringen, wird daher der überzählige Vollmond gemeinhin als Blue Moon bezeichnet.

Alte deutsche und “indianische” Vollmond-Namen

Im Folgenden werden alte deutsche Vollmond-Namen und die Vollmond-Bezeichnungen der Algonkin aufgelistet. Besonders im deutschsprachigen Raum gibt es große regionale Variationen. Es werden deswegen zunächst nur die geläufigsten Namen genannt. Unter Weitere Namen sind jedoch auch weniger bekannte Mondnamen aufgelistet, die teilweise deutschen Dialekten entstammen und teilweise auf andere Sprachen und Kulturen zurückgehen (z.B. im englischsprachigen Raum).

Januar-Vollmond: Hartung, Wolfsmond

A howling lone gray wolf in snow-covered landscape.

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  • Deutsch: Aus dem deutschen Sprachraum ist für den Januar-Vollmond der Name Hartung überliefert. Der Name wurde von der Bezeichnung Hartman (Hartmond) abgeleitet und bezieht sich auf die harte, gefrorene Erde, die in unseren Breiten zu dieser Jahreszeit vorherrscht. Verwandte Namen sind Hartmond und Hartmonat. Auch die Bezeichnung Eismond geht auf die strenge Witterung im Januar zurück.
  • Algonkin: Bei den Algonkin wird der Januar als Wolf Moon, also Wolfsmond, bezeichnet. Inspiriert wurde der Name von hungrigen Wölfen, die im Winter außerhalb der Siedlungen heulen.
  • Weitere Namen: Alter Mond, Schneemond, Eismond, Lassmond, Wintermond.

Februar-Vollmond: Hornung, Schneemond

Moon rising over snowy mountains.

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  • Deutsch: Für den Ursprung der altdeutschen Bezeichnung Hornung gibt es verschiedene Theorien. Einerseits wird angenommen, dass sie der Beobachtung unserer Vorfahren entspringt, dass Rothirsche in dieser Jahreszeit ihr Geweih abwerfen. Eine andere Theorie bezieht sich auf die Länge des Monats Februar: Mit seinen 28 oder 29 Tagen ist der Monat kürzer als alle anderen – es wird angenommen, dass man ihn im Alt- und Mittelhochdeutschen deshalb mit dem wenig schmeichelhaften Namen hornunc bedacht hat: Bastard.
  • Algonkin: In Nordamerika gibt es im Februar die stärksten Schneefälle – so zumindest die Beobachtung der Algonkin. Deswegen nennen sie den Februar-Vollmond Snow Moon, also Schneemond.
  • Weitere Namen: Sturmmond, Hungermond, Schmelzmond, Taumond, Narrenmond, Rebmond, Hintester, Horner, Sporkel, letzter Wintermond.

März-Vollmond: Lenzmond, Wurmmond

A spring robin pulling out a worm.

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  • Deutsch: Die deutsche Bezeichnung Lenzmond leitet sich direkt vom althochdeutschen Begriff für Frühling ab: lenzo oder Lenz. Im März findet eine der zwei jährlichen Tagundnachtgleichen statt. Auf der Nordhalbkugel der Erde markiert sie den Frühlingsbeginn.
  • Algonkin: Bei den Algonkin wird der März-Vollmond Worm Moon (Wurmmond) genannt. Der März bringt auch in Nordamerika steigende Temperaturen, der Schnee schmilzt und die wiederkehrenden Vögel ziehen die ersten Regenwürmer aus dem aufgeweichten Boden.
  • Weitere Namen: Fastenmond, Krähenmond, Zuckermond, Sirupmond, Rindenmond, keuscher Mond, Lenzing.

April-Vollmond: Ostermond, Rosa Mond

Pink wild ground phlox are a native flower to North America.

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  • Deutsch: Die alte deutsche Bezeichnung Ostermond bezieht sich auf die Tatsache, dass Ostern meistens in den April fällt. Verwandt ist die Bezeichnung auch mit der Himmelsrichtung Osten: Zu dieser Jahreszeit geht die Sonne ziemlich genau in Ostrichtung auf.
  • Algonkin: Die Algonkin widmen den April-Vollmond den pinkfarbenen Flammenblumen (Phlox), die zu dieser Jahreszeit blühen. So entstand der Name Pink Moon, also rosa Mond oder pinkfarbener Mond.
  • Weitere Namen: Grasmond, Launing, Wandelmond, Eimond, Fischmond.

Mai-Vollmond: Wonnemond, Blumenmond

Lupine wildflowers above Park City, Utah.

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  • Deutsch: Der “Wonnemonat Mai” ist auch heute noch vielen Menschen ein Begriff – eine Abwandlung des alten deutschen Monatsnamens Wonnemond. Dieser entspringt einerseits dem alt- und mittelhochdeutschen Wort für Freude (wunni). Andererseits ist der Begriff auch mit wunne verwandt, was Futterplatz oder Weide bedeutet: Zu dieser Jahreszeit trieb man traditionell das Vieh wieder auf die Weide.
  • Algonkin: Bei den Algonkin heißt der Mai-Vollmond Flower Moon, also Blumenmond, da zu dieser Jahreszeit allerorten Blumen blühen.
  • Weitere Namen: Hasenmond, Pflanzmond, Maispflanzmond, Milchmond, Marienmond.

Juni-Vollmond: Brachmond, Erdbeermond

Wild strawberries.

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  • Deutsch: Die alte deutsche Bezeichnung Brachmond oder Brachet geht auf die Dreifelderwirtschaft zurück, bei der die landwirtschaftliche Fläche in drei Teile aufgeteilt und dann im jährlichen Wechsel bewirtschaftet wurde. In diesem Monat wurde traditionell das Brachfeld bearbeitet.
  • Algonkin: Im Juni reifen auch in der Heimat der Algonkin die Walderdbeeren – so entstand der Name Strawberry Moon, also Erdbeermond.
  • Weitere Namen: Honigmond, Rosenmond, heißer Mond, Honigweinmond.

Juli-Vollmond: Heumond, Bockmond

A herd of mule deer standing in tall grass in front of a blurry Full Moon.

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  • Deutsch: Der Juli-Vollmond wird traditionell als Heumond bezeichnet, speziell im süddeutschen Raum auch Heuet. Der Grund: Zu dieser Jahreszeit findet die Heuernte statt.
  • Algonkin: Die Algonkin leiteten den Namen des Juli-Vollmondes von ihrer Beobachtung der Rehe ab, die sich in den Wäldern Nordamerikas tummeln. Jedes Jahr im Hochsommer wächst dem männlichen Reh, dem Rehbock, ein neues Geweih. Deswegen wird der Vollmond im Juli als Buck Moon bezeichnet, also Bockmond.
  • Weitere Namen: Donnermond, Sonnenmond, Würzmond, Bärenmond.

August-Vollmond: Erntemond, Störmond

Sturgeon photographed underwater.

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  • Deutsch: Um den August wird die Getreideernte eingebracht. Auf diese Tatsache bezieht sich die alte deutsche Bezeichnung Erntemond. In manchen Dialekten wurde der August auch als Ernting bezeichnet.
  • Algonkin: Stört ein heller Vollmond am Nachthimmel, und das besonders im August? Kann schon sein – der Begriff Störmond bezieht sich jedoch auf den Stör, eine Fischgattung, die zu dieser Jahreszeit vermehrt am Haken der Algonkin-Angler zappelte. Auf Englisch wird der Störmond entsprechend als Sturgeon Moon bezeichnet.
  • Weitere Namen: Getreidemond, Gerstenmond, Ährenmond, Sichelmonat, roter Mond, Fruchtmond, Blitzmond, Green Corn Moon, Bisemond.

September-Vollmond: Herbstmond, Maismond/Erntemond

A field of corn ready for harvest under a clear, blue sky in early September.

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  • Deutsch: Zur Tagundnachtgleiche im September überquert die Sonne zum zweiten Mal den Äquator, diesmal von Norden nach Süden. Auf der Nordhalbkugel der Erde markiert dieser Moment den kalendarischen Herbstbeginn. Entsprechend wurde der September-Vollmond traditionell als Herbstmond, Herbstmonat oder Herbsting bezeichnet.
  • Algonkin: Die Algonkin nennen den Vollmond im September Corn Moon, also Maismond, da in diesem Monat die Maisernte stattfindet. Der Vollmond mit dem geringsten Abstand zur Herbst-Tagundnachtgleiche wird auch als Harvest Moon (Erntemond) bezeichnet. Je nachdem, an welchen Daten es im jeweiligen Jahr zur Vollmondphase kommt, wird entweder der September- oder der Oktober-Vollmond mit diesem zusätzlichen Namen bedacht.
  • Weitere Namen: Scheiding, Jagdmond, Gerstenmond, Holzmond, Engelmond.

Oktober-Vollmond: Weinmond, Jägermond/Erntemond

Deer in a grassy field at dawn.

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  • Deutsch: Die alte deutsche Bezeichnung Weinmond geht auf den Zeitpunkt der Weinlese zurück.
  • Algonkin: Im Herbst bereiteten sich die Algonkin traditionell auf den Winter vor und legten Fleischvorräte für die kalte Jahreszeit an. Im Oktober ist die Jagd in der Regel noch recht ergiebig, das Wetter für Streifzüge durch die Wälder noch geeignet. Deswegen wird der Oktober-Vollmond als Hunter's Moon (Jägermond) bezeichnet. Wie der September-Vollmond (siehe oben) kann auch der Oktober-Vollmond als Erntemond bezeichnet werden.
  • Weitere Namen: Gilbhart, Blutmond (nicht zu verwechseln mit einer sogenannten Blutmond-Finsternis), Reisemond, Fallende-Blätter-Mond, sterbender Mond, Sterbendes-Gras-Mond.

November-Vollmond: Nebelmond, Bibermond

A swimming beaver.

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  • Deutsch: Im Herbst kommt es in Mitteleuropa vermehrt zu Nebel. Deswegen wurde der November-Vollmond im Deutschen traditionell als Nebelmond, Nebelmonat oder Nebelung bezeichnet.
  • Algonkin: In Vorbereitung auf den harschen Winter Nordamerikas legten die Algonkin im November Fallen aus, um Biber oder andere Pelztiere zu fangen und so genügend Felle für die kalte Jahreszeit zu horten. Von dieser Tradition wurde die Bezeichnung Beaver Moon (Bibermond) abgeleitet.
  • Weitere Namen: Schneemond, Frostmond, Eichenmond, Trauermond, Windmond, Schlachtmond, dritter Herbstmond.

Dezember-Vollmond: Julmond, Kalter Mond

Moonrise over alpine peaks in Utah.

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  • Deutsch: Die altdeutschen Bezeichnungen Julmond und Julmonat wurden vom Julfest abgeleitet, dem germanischen Fest zur Wintersonnenwende, das am kürzesten Tag des Jahres gefeiert wurde.
  • Algonkin: Der Beginn des Winters um den 21. Dezember bringt auch in der Heimat der Algonkin klirrende Kälte. Der Name Cold Moon (kalter Mond) für den Dezember-Vollmond ist diesem Umstand geschuldet.
  • Weitere Namen: Lange-Nacht-Mond, Christmonat, Heilmond.

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