Muharram (Islamisches Neujahr)

Der Muharram ist der erste von 12 Monaten des islamischen Kalenders. Er ist für viele Muslime – insbesondere Schiiten und Aleviten – eine Zeit des Gedenkens und der Trauer, in der des Todes des Imam al-Husain gedacht wird. In manchen Regionen finden aus diesem Anlass am zehnten Tag des Monats (Aschura) öffentlich inszenierte Selbstgeißelungen statt.

Laternen sind ein oft verwendetes Symbol für den Muharram.

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Traditionen, Events und Bräuche

Die Bräuche unterscheiden sich zwischen den verschiedenen islamischen Konfessionen. Während am ersten Tag des Monats Muharram viele Muslime lediglich den Anfang des neuen Jahres markieren, beginnt etwa für Schiiten und Aleviten eine zehntägige Trauerperiode. Diese beginnt mit dem Jahrestag der Schlacht von Kerbala im heutigen Irak und endet mit dem Gedenktag Aschura, welcher der Erinnerung an den Tod des Imam al-Husain, einem Enkel des Propheten Mohammed, im Jahre 680 n. Chr. gewidmet ist.

Viele Muslime fasten zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an Aschura, manche auch an den Tagen davor und danach. In einigen Moscheen werden an und um Aschura kostenlose Mahlzeiten (nazar) angeboten. Im Irak begeben sich in dieser Jahreszeit viele Schiiten auf eine Wallfahrt zum Imam-Hussain-Schrein in Kerbala, wo al-Husain begraben liegt. Im Iran sind vielerorts Muharram-Passionsfeiern (Ta’ziya) zu sehen, bei der die symbolische Selbstgeißelung der Teilnehmer im Mittelpunkt steht. Wegen der teilweise groben Verletzungen, die sich die Teilnehmer selbst zufügen, wurden diese Zeremonien von der islamischen Obrigkeit in einigen Regionen verboten.

Auch in muslimischen Gemeinden in Südasien finden ähnliche Zeremonien statt, jedoch unter anderen Namen – zum Beispiel marsiya, noha, soaz, tabuik und tabut. In Jamaika sowie in Trinidad und Tobago  sind sie unter den Namen Hosay oder Hussay bekannt.

Sind die Geschäfte geschlossen?

Das islamische Neujahrsfest ist in vielen Ländern der Erde ein gesetzlicher Feiertag. Auch in anderen Ländern ändern muslimisch geprägte Geschäfte und Organisationen in dieser Zeit ihre Öffnungszeiten. Besonders abends kann es in der Nähe von Moscheen wegen des großen Andrangs zu Verkehrsbehinderungen kommen.

Hintergrund

Der islamische Kalender umfasst 12 Monate mit insgesamt etwa 354 Tagen (die Länge kann variieren). Im ersten Monat Muharram fanden in der Vergangenheit viele Begebenheiten statt, welche die islamische Geschichte und Kultur entscheidend mitgeprägt haben – darunter die Schlacht von Kerbala, der Tod des Imam Husain ibn Ali und seines Clans (Ahl al-Bait) am zehnten Tag.

Unvorhersagbare Daten

Zukünftige Daten muslimischer Feiertage sind immer vorläufig, denn sie sind grundsätzlich nicht exakt vorhersagbar, ändern sich von Jahr zu Jahr und können geografisch und je nach kultureller Zugehörigkeit abweichen:

  1. Das Datum eines muslimischen Feiertags richtet sich nach dem islamischen Kalender, in dem die Länge der Monate von einer bestätigten Sichtung der Mondsichel nach dem Neumond abhängt. Obwohl sich die Daten der Feiertage im islamischen Kalender normalerweise nicht ändern, können sie im westlichen gregorianischen Kalender deswegen kurzfristig um einen Tag verschoben werden – wenn etwa der Mond wegen schlechten Wetters nicht zu sehen ist.
  2. Da das islamische Kalenderjahr kürzer ist als das gregorianische, finden muslimische Feiertage im gregorianischen Kalender grundsätzlich immer etwa 11 Tage früher statt als im Vorjahr.
  3. Der Mond ist nie in allen Weltregionen gleichzeitig sichtbar und örtliche Daten variieren je nach Zeitzone. Deswegen kann derselbe muslimischer Feiertag, je nach Land und Zeitzone, an mehreren Daten stattfinden. In der Diaspora, zum Beispiel in den deutschsprachigen Ländern, kann das Datum somit auch je nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe oder religiösen Strömung innerhalb des Islams abweichen.
  4. Muslimische Feiertage beginnen normalerweise am Abend des Vortages. Während manche Quellen das Datum des Vortages angeben, beziehen sich die auf timeanddate.de gelisteten Daten auf den Tag selbst.