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Kompass-Navigation: magnetisch Nord vs. geografisch Nord

Eine Kompassnadel zeigt nach Norden. Wussten Sie, dass es zwei verschiedene Nordrichtungen gibt – geografisch Nord und magnetisch Nord? Und dass der Kompass meist weder zum geografischen noch zum magnetischen Nordpol zeigt?

Illustration

Eine Kompassnadel zeigt magnetisch Nord.

©bigstockphoto.com/Remains

Deklination: Definition

Als Deklination, auch Missweisung oder Ortsmissweisung genannt, bezeichnet man den Unterschied zwischen der magnetischen Nordrichtung und der geografischen Nordrichtung.

  • Magnetisch Nord ist die Himmelsrichtung, in die eine Kompassnadel zeigt. Sie wird auch missweisend Nord (mwN) oder magnetic north (MN) genannt.
  • Geografisch Nord ist die Richtung entlang des jeweiligen Meridians zum geografischen Nordpol – also zum Ort, an dem das nördliche Ende der Erdachse durch die Erdoberfläche tritt. Weitere Bezeichnungen sind rechtweisend Nord (rwN) und true north (TN).

Die Himmelsrichtungen, die auf timeanddate.de für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sowie Mondaufgang und Monduntergang angegeben werden, beziehen sich auf geografisch Nord. Möchten Sie von diesen Richtungsangaben die entsprechende Kompassrichtung ableiten? Dann lesen Sie bitte die Anleitung unten.

Positive und negative Winkel

Die Abweichung zwischen den beiden Nordrichtungen wird als Winkel angegeben. Liegt magnetisch Nord westlich von geografisch Nord, wird eine negative Gradzahl angezeigt. Für östliche Abweichungen verwendet man positive Werte.

In Deutschland, Österreich und in der Schweiz liegt die auf einem Kompass angezeigte Nordrichtung zum Beispiel etwa vier Grad östlich von geografisch Nord. Die Deklination beträgt also 4°. Island hat dagegen eine Deklination von etwa -12°. Das bedeutet, dass magnetisch Nord dort etwa zwölf Grad westlich von geografisch Nord liegt.

Große Unterschiede von Ort zu Ort

Der Umfang der Deklination variiert von Ort zu Ort und verändert sich mit der Zeit. In den meisten besiedelten Gebieten liegt der Wert momentan zwischen 29° West (südöstlicher Zipfel von Afrika) und 26° Ost (südliches Neuseeland). An den meisten Orten fällt die Deklination jedoch wesentlich geringer aus.

Zudem gibt es Gegenden, in denen magnetisch Nord mit geografisch Nord übereinstimmt. In London ist dies zum Beispiel der Fall. Dort zeigt eine Kompassnadel also tatsächlich – zumindest annähernd – zum geografischen Nordpol.

Auf einer Weltkarte werden diese Variationen als Isogonen angezeigt. Dies sind Linien, die Gegenden mit gleicher Deklination verbinden. Eine agonische Linie zeigt hingegen Orte, an denen die Deklination gleich null ist.

Der magnetische Nordpol

Der magnetische Nordpol ist der Ort, an dem die magnetischen Feldlinien des Erdmagnetfeldes senkrecht in die Erde eindringen. Seine geografische Position verschiebt sich um etwa einen Kilometer pro Woche. Momentan befindet er sich im Nordpolarmeer nördlich von Kanada und zieht – mit zuletzt wachsender Geschwindigkeit – Richtung Russland.

Die Entfernung zum geografischen Nordpol beträgt jedoch in jedem Fall mehrere hundert Kilometer. In arktischen Regionen ist die Deklination in erster Linie auf diese geografische Distanz zwischen den beiden Polen zurückzuführen. Ein Kompass zeigt hier – zumindest theoretisch – nicht zum geografischen, sondern zum magnetischen Nordpol.

Im Extremfall entsteht so eine Deklination von 180°: Im Gebiet zwischen den beiden Polen liegt der magnetische Nordpol genau südlich des geografischen Nordpols, ein Kompass würde also nach Süden zeigen. In der Praxis kann sich ein herkömmlicher Kompass in der Nähe des magnetischen Nordpols jedoch nicht korrekt ausrichten, da die Feldlinien des Erdmagnetfeldes in dieser Region annähernd vertikal verlaufen und ihre horizontale Komponente für eine magnetische Richtungsbestimmung deswegen zu schwach ausgebildet ist.

Apropos Polwanderung: Droht ein Polsprung?

Wegen der zunehmend rapiden örtlichen Verschiebung des magnetischen Nordpols warnen Wissenschaftler vor einem womöglich anstehenden Polsprung, einer Umkehr des Erdmagnetfeldes, durch die der magnetische Nordpol auf die Südhalbkugel wandern würde.

Sorgen bereitet den Forschern dabei, dass mit diesem Prozess eine Schwächung des Magnetfeldes der Erde einhergeht. Dieses wirkt wie ein Schutzschild, der uns vor Strahlung aus dem All abschirmt. Obwohl man bereits mehrere Polsprünge nachgewiesen hat, die jeweils einige hunderttausend Jahre auseinanderliegen, hätte eine Polumkehr in der aktuellen Epoche weitaus größere Folgen: Elektronik reagiert empfindlich auf die Weltraumstrahlung, die uns etwa mit dem Sonnenwind erreicht – ohne den magnetischen Schild wären zum Beispiel unsere Kommunikations- und Energienetze dem Beschuss aus dem All schutzlos ausgeliefert.

In einschlägigen Internetforen wird zudem gewarnt, ein Polsprung könne weltweit Erdbeben, Überschwemmungen und andere Katastrophen hervorrufen – oder gar das Ende der Welt einläuten. Ganz so schlimm wird es jedoch nicht kommen: Für diese Annahmen fehlt jeglicher wissenschaftlicher Beleg.

Kompass zeigt meist nicht zum magnetischen Nordpol

Außerhalb der nördlichen Polarregion zeigt die Kompassnadel jedoch meist nicht zum magnetischen Nordpol. Je weiter man sich von der Arktis entfernt, desto weniger wirkt sich die Entfernung zwischen den beiden Nordpolen auf die Deklination aus.

Stattdessen richtet sich der Kompass an den örtlichen Feldlinien des Magnetfeldes der Erde aus. Diese werden zum Beispiel durch die Beschaffenheit der Erdkruste stark verzerrt und unterliegen deswegen enormen regionalen Variationen. Aus diesem Grund verlaufen die Feldlinien nicht auf gerader Linie zum magnetischen Nordpol – und die Deklination variiert von Ort zu Ort.

Ohne die örtlichen Variationen wäre die Deklination südlich des magnetischen Nordpols gleich null, da sich beide Nordpole genau nördlich des Beobachtungsortes befinden. Tatsächlich beträgt die Deklination auf diesem Längengrad am Äquator jedoch etwa 10-20°. Folgte man einem Kompass von dort zum magnetischen Nordpol, würde man sein Ziel tatsächlich errreichen. Aufgrund der Verzerrungen der magnetischen Feldlinien und der daraus resultierenden Variationen der Deklination müsste man dabei jedoch einige Umwegen in Kauf nehmen.

Umrechnung: Geografische auf magnetische Himmelsrichtung

Alle Himmelsrichtungen auf timeanddate.de beziehen sich auf geografisch Nord. Sie werden als Winkelzahl zwischen 0 und 360° angegeben. Die geografische Nordrichtung hat einen Winkel von 0°. Entsprechend steht 180° für die Himmelsrichtung vom Beobachtungsort zum geografischen Südpol.

Um unsere Richtungsangaben für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sowie Mondaufgang und Monduntergang in Kompassrichtungen umzuwandeln – zum Beispiel, um den Mondaufgang oder -untergang zu fotografieren – ermitteln Sie zunächst die örtliche Deklination am Beobachtungsort. Um die korrekte Himmelsrichtung zu berechnen, subtrahieren Sie einfach den Deklinationswinkel von der angezeigten Kompassrichtung.

Beispiel für Orte mit positiver (östlicher) Deklination: In Moskau herrscht eine Deklination von etwa 11°. Am 1. Juli geht die Sonne in der russischen Hauptstadt bei 44° auf, also etwa in nordöstlicher Richtung. Um die korrekte Kompassrichtung abzuleiten, ziehen Sie 11° von 44° ab. Wenn Sie also den Sonnenaufgang fotografieren möchten, richten Sie Ihre Kamera auf eine Kompassrichtung von 33° aus.

Beispiel für Orte mit negativer (westlicher) Deklination: In New York findet der Sonnenaufgang am 1. Juli jedes Jahr bei 58° statt. New York hat eine Deklination von etwa -13°. Subtrahieren Sie diesen Winkel von der angegebenen Richtung des Sonnenaufgangs erhalten Sie die korrekte Kompassrichtung: 58° - (-13°) = 71°.

Themen: Navigation, Erde, Astronomie, Mond, Sonne, Geographie