Der koptische Kalender
Orthodoxe Kopten weltweit verwenden den koptischen Kalender, um die Daten religiöser Feiertage festzulegen. Einst vom antiken ägyptischen Kalender abgeleitet, wird er auch im heutigen Ägypten noch offiziell verwendet.
Der koptische Kalender ist weder zu verwechseln mit dem alten ägyptischen Kalender, von dem er abgeleitet wurde, noch mit dem äthiopischen Kalender, mit dem er eng verwandt ist.
Julianische Schaltjahre
Der koptische Kalender befolgt dieselben Schaltjahrregeln wie der julianische Kalender, dem Vorläufer des heutigen gregorianischen Kalenders. Deswegen sind die beiden Kalendersysteme bereits seit dem Jahr 25 v. Chr. miteinander synchronisiert.
Koptisches Neujahr
Das koptische Jahr beginnt mit dem Feiertag Nairuz am ersten Tag des ersten Monats (Touth). Dieser Tag fällt im julianischen Kalender auf den 29. August, wenn das folgende Jahr ein Gemeinjahr (Nicht-Schaltjahr) ist und auf den 30. August, wenn ein Schaltjahr folgt. Bis zum Ende des 21. Jahrhundert entspricht dies dem 11. und 12. September im westlichen gregorianischen Kalender.
Obwohl der Name des Feiertags an das persische Frühlingsfest Norooz erinnert, besteht keine direkte Verwandtschaft.
Kalenderstruktur
Monate im koptischen Kalender
Monate (Koptisch / Arabisch) | Anzahl Tage |
---|---|
Thout / Tūt | 30 |
Paopi / Bābah | 30 |
Hathor / Hātūr | 30 |
Koiak / Kiyahk | 30 |
Tobi / Ṭūbah | 30 |
Meschir / Amshīr | 30 |
Paremhat / Baramhāt | 30 |
Paremoude / Baramūdah | 30 |
Paschons / Bashans | 30 |
Paoni / Ba’ūnah | 30 |
Epip / Abīb | 30 |
Mesori / Masrá | 30 |
Pi Kogi Enavot / Nasī’ | 5 or 6 |
Das koptische Kalenderjahr wird in 13 Monate unterteilt. Die ersten zwölf haben 30 Tage, der letzte, genannt Pi Kogi Enavot oder Nasī’, dauert fünf Tage in Gemeinjahren und sechs Tage in Schaltjahren. Diese Tage werden auch als Epagomenen bezeichnet.
Beginn der koptischen Zeitrechnung
Jahr 1 im koptischen Kalender begann am 29. August 284 n. Chr. im julianischen Kalender. In diesem Jahr wurde Diokletian römischer Kaiser. Im Gedenken an die Christenverfolgung, die diese Ära prägte, werden Jahre im koptischen Kalender mit dem Zusatz A.M. versehen – Anno Martyrum, Jahr der Märtyrer.
Schaltjahre im koptischen Kalender
Wie im julianischen Kalender wird alle vier Jahre ein Schalttag eingefügt – ohne Ausnahmen. Hier wird der zusätzliche Tag jedoch am Ende des Jahres hinzugefügt, die einem julianischen Schaltjahr vorausgehen. Dann hat der letzte Monat, Pi Kogi Enavot, sechs statt fünf Tage.
Der koptische Schalttag findet also immer 171 Tage vor dem julianischen Schalttag statt. In dieser Zeitspanne beginnen die koptischen Monate deswegen einen Tag später als die julianischen Monate.
Schaltjahre im westlichen Kalender
Entstehung des koptischen Kalenders
Der koptische Kalender ist das wohl älteste heute noch weit verbreitete Kalendersystem. Er wurde einst vom antiken ägyptischen Kalender abgeleitet, der bereits für das 5. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen ist. Über die Jahrhunderte wurde er jedoch immer wieder angepasst. Seine aktuelle Struktur erhielt er im Jahr 25 v. Chr.
Der antike ägyptische Kalender kannte keine Schaltjahre. Jedes Jahr hatte 365 Tage. Da ein durchschnittliches tropisches Jahr – die Zeitspanne, in welcher die Erde die Sonne umrundet – jedoch etwa 365,24219 Tage dauert, spiegelte der Kalender die Jahreszeiten nicht korrekt wider.
Um dieses Problem zu beheben, wurde im Jahr 25 v. Chr. eine Schaltjahrregelung eingeführt. Da Ägypten zu dieser Zeit eine römische Provinz war, wurde der ägyptische Kalender samt neuer Schaltjahrregel mit dem julianischen Kalender synchronisiert, welcher kurz davor im alten Rom eingeführt worden war. Seitdem ist die koptische Zeitrechnung an die julianische Zeitrechnung gebunden.