Wann begann das 21. Jahrhundert?
Am 1. Januar 2000 feierte die Welt den Beginn des 21. Jahrhunderts und des 3. Jahrtausends. Tatsächlich begann es jedoch im Jahr 2001 – denn es gab nie ein Jahr 0.
21. Jahrhundert begann 2001
Im Jahr 1999 bereitete sich die Welt auf die Party des Jahrtausends vor. Am Neujahrstag würde die Jahreszahl des gregorianischen Kalenders auf 2000 umspringen und gleichzeitig das 21. Jahrhundert und das 3. Jahrtausend einläuten.
Das “Millennium” und “Y2K” waren in aller Munde. Als die Uhren am Silvesterabend dann auf Mitternacht zutickten, wähnten wir uns alle an einem Knotenpunkt der Menschheitsgeschichte: am Ende einer Zeitspanne, die im Frühmittelalter begonnen hatte, und am Anfang einer Zeitspanne, deren Ende wir uns beim besten Willen nicht ausmalen können.
Wie Y2K die Angst vor dem Weltuntergang schürte
Nur leider stieg die Party des Jahrtausends ein Jahr zu früh, das Millennium begann erst am 1. Januar 2001. Schuld ist ein Spaßverderber namens Dionysius Exiguus, der Erfinder unserer Jahreszählung. Aber der Reihe nach.
Gab es ein Jahr 0?
Um die Frage nach dem wahren Jahrtausendwechsel zu beantworten, muss man den Beginn der christlichen Zeitrechnung unter die Lupe nehmen. Letztendlich läuft alles auf die Frage hinaus: Gab es ein Jahr Null?
Nehmen wir einmal an, dass es vor dem Jahr 1 nach Christus ein nulltes Jahr gab. Das würde bedeuten:
- Am Ende des Jahres 0 wäre seit Beginn der Zeitrechnung (nach Christus) ein volles Jahr vergangen;
- Am Ende des Jahres 1 wären zwei volle Jahre vergangen;
- und so weiter...
In dem Fall wären am Ende des Jahres 1999 also genau 2000 Jahre vergangen – zwei volle Jahrtausende. Dann hätte das 3. Jahrtausend tatsächlich am Neujahrstag 2000 begonnen.
Es gab aber kein Jahr 0, wie zahlreiche Historiker und Kalenderexperten im Vorfeld der großen Millenniums-Sause immer wieder betonten – freilich ohne sich angesichts der allseitigen Y2K-Hysterie nennenswertes Gehör verschaffen zu können.
Nummer Null existierte noch nicht
Woher wissen wir also, dass das Jahr 0 nicht existierte? Nun, es gibt mehrere Anzeichen. Die heute gebräuchliche Anno-Domini-Jahreszählung geht auf einen Mönch namens Dionysius Exiguus zurück, der im 6. Jahrhundert n. Chr. lebte. In seinen Schriften zur Jahreszählung datierte Dionysius das Geburtsjahr Jesu auf das 754. Jahr seit der Gründung Roms und bezeichnete dieses Jahr fortan als Jahr 1. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, denn er verwendete römische Zahlen – ein Zahlensystem, in dem die Nummer 0 überhaupt nicht vorkommt.
Tatsächlich war in Europa die Nummer Null in ihrer heutigen Form damals noch ein unbekanntes Konzept. Zwar verwendete Dionysius in seinen Berechnungen des Osterdatums die lateinischen Wörter nulla und nihil, die beide mit “nichts” übersetzt werden können. Damit meinte er jedoch die Abwesenheit einer Zahl, nicht die Nummer Null selbst.
Auf Jahr 1 vor Christus folgte Jahr 1 nach Christus
Die christliche Jahreszählung begann also mit dem Jahr 1. Daraus folgt:
- Am Ende des Jahres 1 war seit Beginn der Zeitrechnung (nach Christus) ein volles Jahr vergangen;
- Am Ende des Jahres 2 waren zwei volle Jahre vergangen;
- und so weiter...
Am Ende des Jahres 1999, als die Welt das neue Jahrtausend feierte, waren also statt zwei Jahrtausenden erst 1999 Jahre vergangen. Die Jahrtausendwende fand folglich erst nach Ende des Jahres 2000 statt – am 1. Januar 2001.
Begann das Jahrzehnt 2020 oder 2021?
Wenn also das 21. Jahrhundert und das dritte Jahrtausend erst 2001 begannen, war dann der erste Tag des Jahrzehnts auch der 1. Januar 2021? Nicht unbedingt! Es mag unlogisch klingen, aber das Jahrzehnt begann, je nach Definition, entweder 2020 oder 2021. Wie kann das sein?
Der Reiz der großen Zahl
Dass am 1. Januar 2000 Milliarden von Menschen den Rat der Experten in den Wind schlugen und die Jahrtausendwende ein Jahr zu früh feierten, ist natürlich nicht nur verständlich, sondern auch gut mit psychologischen Erkenntnissen erklärbar. Das menschliche Gehirn steuert mit Vorliebe “große Zahlen” an, also 10, 500 oder eben 2000. In der Psychologie wird diese angeborene Neigung als Round Number Bias bezeichnet. Das Phänomen lässt uns an unseren 20., 30. oder 40. Geburtstagen besonders glamouröse Feste feiern, und wir freuen uns über das 1000. Like auf Facebook mehr als über das 1001.
Als wir also im Jahr 2000 die Neujahrsparty unseres Lebens feierten, erlagen wir alle dem Reiz der großen Zahl. Ein klarer Fall von Round Number Bias.
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Ein Jahr wie jedes andere
Ob Sie die Jahrhundertwende nun im Jahr 2000 oder 2001 markiert haben – aus astronomischer Sicht gab es eigentlich nicht viel zu feiern. Ein Erdenjahr ist die Zeit, in der unser Planet die Sonne einmal komplett umrundet. In der Astronomie nennt man diese Zeitspanne ein tropisches Jahr. Der weltweit gebräuchliche gregorianische Kalender ist, wie andere Sonnenkalender, darauf ausgelegt, diese Zeitspanne und die Jahreszeiten möglichst genau abzubilden. Je nach Kalendersystem gelingt dies mit unterschiedlicher Genauigkeit.
Im Gegensatz dazu dienen Jahreszahlen einzig der Nummerierung der Sonnenumrundungen. Obwohl die Jahreszählung zweifellos dabei hilft, größere Zeitspannen zu beschreiben und zu strukturieren, unterscheidet sich die 1999. Umrundung der Sonne seit Beginn unserer Zeitrechnung aus astronomischer Sicht in keinster Weise von der 2000. Umrundung.
Nur im gregorianischen und julianischen Kalender
Die Beliebigkeit der christlichen Jahreszählung wird noch deutlicher, wenn man andere Kalendersysteme in Betracht zieht. So markierte das Jahr 2001 nur im gregorianischen Kalender den Beginn eines neuen Jahrtausends. Andere Kalender, zum Beispiel der jüdische Kalender, der islamische Kalender und der hinduistische Kalender, folgen einer gänzlich anderen Zählweise.
Obwohl sich also die christliche Jahreszählung weltweit als Standard etabliert hat, sollte man nicht vergessen, dass diese sich auf einen zufällig gewählten Nullpunkt bezieht. Zudem hat Dionysius Exiguus dafür einen Zeitpunkt gewählt, der weder astronomische Relevanz besitzt noch historisch belegt ist: die Geburt Christi.