Home   Kalender   Jüdischer Kalender

Der jüdische Kalender

Jüdische Gemeinden weltweit befolgen den jüdischen Kalender, um die Daten religiöser Feiertage und Rituale festzulegen. In Israel wird er neben dem gregorianischen Kalender auch für landwirtschaftliche und bürgerliche Zwecke eingesetzt.

Torah scroll

Tora-Schriftrolle.

©bigstockphoto.com/Olexandr

Der jüdische Kalender wird auch hebräischer Kalender genannt. Die hebräische Bezeichnung lautet ha-lu'ach ha-iwri.

Sonne, Mond, heilige Schrift

Die jüdische Zeitrechnung ist lunisolar – der Kalender wird also möglichst im Einklang mit den natürlichen Zyklen des Mondes und der Sonne gehalten. Eine kompliziertes Geflecht von Regeln, Ausnahmen und mathematischen Berechnungen soll gleichzeitig sicherstellen, dass er eine Reihe religiöser Bedingungen erfüllt, welche die heiligen Schriften des Judentums vorgeben.

Was die Übereinstimmung des Kalenders mit dem Sonnenjahres betrifft – die tatsächliche Länge eines Jahres auf der Erde – ist die jüdische Zeitrechnung vergleichsweise ungenau. Der jüdische Kalender weicht alle 216 Jahre um einen Tag von den Terminen der astronomischen Jahreszeiten ab.

Aufbau des Kalenders

Monate im jüdischen Kalender (Gemeinjahr)

MonatTage
Nisan30
Ijjar29
Siwan30
Tammus29
Aw30
Elul29
Tischri30
Marcheschwan (Cheschwan)29 oder 30
Kislew30 oder 29
Tevet29
Schevat (Schwat)30
Adar29

Ein Jahr im jüdischen Kalender kann 353, 354, 355, 383, 384 oder 385 Tage dauern.

Gewöhnliche Jahre haben zwölf Monate mit insgesamt 354 Tagen, Schaltjahre haben 13 Monate und dauern insgesamt 384 Tage. Monate mit ungeraden Zahlen haben im Normalfall 30 Tage, Monate mit geraden Zahlen haben 29 Tage.

Diesen ordentlichen (kesidrah) Jahre können sowohl um jeweils einen Tag verkürzt – ein vermindertes (cheserah) Jahr hat 353 oder 383 Tage – als auch um einen Tag verlängert werden: Ein übermäßiges (shlemah) Jahr erstreckt sich über 355 bzw. 385 Tage.

Die Variation der Jahreslänge wird dadurch erzielt, dass man dem 8. Monat Marcheschwan einen Tag hinzufügt oder den 9. Monat Kislew um einen Tag verkürzt. Durch diese Verschiebungen soll verhindert werden, dass religiöse Feiertage wie Rosch ha-Schana auf bestimmte Wochentage fallen.

In bürgerlichen Kontexten beginnt das jüdische Jahr an Rosch ha-Schana am 1. Tischri. Für religiöse Zwecke dient jedoch der 1. Nisan als Jahresbeginn.

Beginn der Zeitrechnung

Der hebräische Kalender schreibt bereits das 6. Jahrtausend. Im proleptischen julianischen Kalender, dem Vorgänger des heutigen christlichen Kalenders, fällt der Beginn der jüdischen Zeitrechnung ins Jahr 3761 vor Christus. Dieses Jahr hatte der jüdische Philosoph Moses Maimonides im 12. Jahrhundert als biblisches Datum der Schöpfung ausgemacht, also als Anbeginn der Welt.

Deswegen werden die Jahre in der hebräischen Zeitrechnung mit dem Zusatz AM versehen, eine Abkürzung für Anno Mundi – etwa: die Ära der Welt. So fiel zum Beispiel der Beginn des Jahres 2024 im gregorianischen Kalender in das jüdische Jahr AM 5784.

Schaltjahre im jüdischen Kalender

Wie im islamischen Kalender richtet sich die Länge der Monate im jüdischen Kalender prinzipiell nach den Mondphasen. Ein Monat beginnt, sobald nach Neumond die dünne Sichel des zunehmenden Mondes sichtbar wird. Er endet nach einem kompletten Mondzyklus (Lunation) mit dem nächsten zunehmenden Sichelmond.

Da die Summe zwölf solcher Mondmonate (das Mondjahr) um etwa elf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, wird alle zwei bis drei Jahre – genauer: siebenmal in 19 Jahren – ein Schaltmonat eingefügt. So erreicht der Kalender eine recht genaue Überstimmung mit dem Sonnenjahr, und die jüdischen Feiertage fallen in die in der Tora festgeschriebenen Jahreszeiten.

Geschichte des jüdischen Kalenders

Die Wurzeln des jüdischen Kalenders liegen in der Antike, sowohl israelitische als auch babylonische Einflüsse spielten bei seiner Entwicklung eine wichtige Rolle. Berichte des persischen Astronomen Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (ca. 780 - 850 n. Chr.) erlauben die Schlussfolgerung, dass die meisten Eigenschaften des modernen jüdischen Kalenders bereits im 9. Jahrhundert n. Chr. erkennbar waren.

Wie im modernen islamischen Kalender leitete man in den frühen Versionen der jüdischen Zeitrechnung Anfgang und Ende eines Monats von tatsächlichen Sichtungen der Mondsichel nach Neumond ab. Aus zeitgenössischen Quellen geht jedoch hervor, dass die astronomisch begründete Terminierung der Monate bis zum Jahr 1178 durch eine mathematische Herangehensweise abgelöst worden war. Auch heute noch wird der Moment des Neulichts (Moled), also des Erscheines des zunehmenden Mondsichel, arithmetisch als Näherungswert bestimmt.

Themen: Geschichte, Kalender, Zeitrechnung