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Der orthodoxe Kalender

Kein Kalender ist perfekt. Sogar unser heutiger Kalender spiegelt die Länge des Sonnenjahres nicht korrekt wider. Der orthodoxe Kalender ist weitaus genauer. Wie funktioniert er – und warum verwenden wir ihn nicht?

Illustration

Orthodoxe Kirche in Los Angeles.

©iStockphoto.com/Sibuet Benjamin

Zehnmal so genau

Der orthodoxe Kalender ist eines der genauesten Kalendersysteme, die jemals entwickelt wurden. Er spiegelt das tropische Jahr – also die Zeitspanne, in der die Erde einmal komplett die Sonne umkreist – mit einer Abweichung von gerade einmal zwei Sekunden pro Jahr wider.

Andere Kalendersysteme haben eine weitaus größere Abweichung. Sogar der heute gebräuchliche gregorianische Kalender ist etwa zehnmal unpräziser: Er weicht um etwa 27 Sekunden pro Jahr von den astronomischen Gegebenheiten ab.

Kompliziertere Schaltjahrregelung

Der Grund für seine Präzision ist eine überarbeitete Berechnung von Schaltjahren:

  • Restlos durch 4 teilbare Jahre sind Schaltjahre.
  • Ausnahme: Jahre, die auch restlos durch 100 teilbar sind und bei einer Teilung durch 900 keinen Rest von 200 oder 600 ergeben, sind keine Schaltjahre.

Beispiele

  • Das Jahr 2016 kann restlos durch 4, aber nicht durch 100 geteilt werden. Deswegen ist es ein Schaltjahr.
  • Das Jahr 2100 kann restlos durch 4 und durch 100 geteilt werden. Bei einer Teilung durch 900 entsteht ein Rest von 300. Das Jahr ist also kein Schaltjahr.
  • Das Jahr 2000 kann ebenfalls restlos durch 4 geteilt werden. Auch die restlose Teilung durch 100 ist möglich. Das Jahr ist jedoch trotzdem ein Schaltjahr, denn bei der Teilung durch 900 entsteht ein Rest von 200.

Warum verwenden wir den orthodoxen Kalender nicht?

Erstens würde es im Alltag keinen großen Unterschied machen. Der Unterschied zwischen dem gregorianischen und dem orthodoxen Kalender ist für viele zukünftige Generationen vernachlässigbar.

Die beiden Kalendersysteme werden bis zum Jahr 2800 überhaupt nicht voneinander abweichen. Im gregorianischen Kalender ist 2800 als Schaltjahr mit 366 Tagen vorgesehen, im orthodoxen Kalender ist es ein Gemeinjahr mit 365 Tagen. Der 29. Februar 2800 im gregorianischen Kalender ist im orthodoxen Kalender also als 1. März gelistet.

Der orthodoxe Kalender war jedoch auch niemals als bürgerlicher Kalender vorgesehen. Der serbische Mathematiker Milutin Milanković entwickelte ihn vielmehr, um die Zeitrechnung innerhalb der orthodoxen Kirche zu reformieren.

1923 schlug der griechisch-orthodoxe Patriarch Meletios II. die Einführung des Kalendersystems vor. Der Empfehlung folgten jedoch nur manche orthodoxe Kirchen, sodass heute die meisten orthodoxen Christen ihre Feiertage noch immer nach dem julianischen Kalender berechnen.

Wo wird der orthodoxe Kalender verwendet?

Heute gilt Milankovićs Kalender in den folgenden orthodoxen Kirchen:
Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien, Tschechien und Slowakei, Estland und die Orthodox Church in America (USA und Kanada).

Themen: Kalender, Zeitrechnung